Dies Domini – Vierter Adventssonntag, Lesejahr A
Kurz vor Weihnachten, vier Kerzen strahlen schon Wärme und Licht in die Dunkelheit, spricht das Evangelium des vierten Adventssonntages schon von der Geburt Jesu.
Mit den Worten des Engels:
„Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1,21)
ist dieser vollkommen unscheinbare Vorgang einer alltäglichen Geburt bei armen Leuten irgendwo im vorderen Orient in einen weltweiten Zusammenhang gestellt: dieser Sohn wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Das ist unerhört, aber wie uns die Lesungen dieses Sonntags im Zusammenhang klarmachen wollen, es ist glaubwürdig, weil es vorbereitet worden ist durch die Worte des Propheten Jesaja, der vor langen Zeiten schon den Menschen davon kündete:
„Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel – Gott mit uns – geben.“ (Jes 7,14)
Natürlich bleibt die Unscheinbarkeit des Vorgangs und damit seine Anstößigkeit: Wie kann man glaubhaft von einer die Welt revolutionierenden Tat Gottes in seiner Menschwerdung sprechen, wenn die Auswirkungen doch eher überschaubar bleiben: Kein Friede, kein Rückgang von Verbrechen und Not, keine sichtbare Erlösung von all den Bedrängnissen, nur ein kleines Kind in einer Krippe. Aber wie, wenn es nur so möglich ist, in dieser Grauzone von Hoffnung und Verzweiflung, von Unerkennbarkeit und Glauben, von Zutrauen und Zweifeln? Vielleicht ist ja nur so Freiheit möglich, Freiheit von Überwältigung und Zwang, stattdessen Einladung und Hoffnung.
Vielleicht sollten wir auch den Weg unseres Papstes Franziskus einmal unter diesem Aspekt betrachten, des andeutenden, des Freiheit ermöglichenden, des Öffnens? Natürlich hat der Kritiker recht, der da mehr sachliche Änderung in den Krisenpunkten unserer Kirche verlangt, aber wie soll das gehen, ohne das Risiko einer Implosion in weiten Teilen unserer Kirche?
Auch wenn man auf die Dauer aus einer Sackgasse nur durch eine Umkehr herauskommt, muss man doch erst einmal langsam um sich schauen und allen die Möglichkeit dazu geben, sich umzuschauen, damit nicht die halbe Mannschaft im blinden „Weiter so“ vor die Wand rennt. Vielleicht geht es nur in kleinen Schritten. Auch die können kraftvoll und notwendend sein.
Die Zeit dafür ist reif, wir müssen es anpacken. Und uns dann vielleicht auch vertrauensvoll auf unübliche Wege einlassen. Auch der heilige Josef hat Gott vertraut, hat anders als geplant Maria nicht verlassen, als sie ein Kind erwartete, welches nicht seines war. Er hat auf die Stimme des Engels gehört und sich darauf eingelassen und Maria und Jesus als seine Familie angenommen und sie versorgt. Ein sicher vor allem zur damaligen Zeit kein unumstrittener Weg. Und vielleicht ein ermutigender für uns.
Uns lädt der Apostel Paulus ein, seinem Bekenntnis zu folgen und uns seinen Ruf bewusst und zu eigen zu machen:
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ (Röm 1,7)
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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